Asti und Piemont

« … und Asti, vormals republikanisch, stolz auf Gotenabwehr,
auf Barbarossas Zürnen, gab, vom rauschenden Strom begleitet, Dir, Piemont,
die neuen Gesänge deines Sohnes Alfieri. »

(aus Piemont, Giosuè Carducci)

Asti (Ast auf piemontesisch) liegt im Piemont und ist mit 75.910 Einwohnern die Hauptstadt der Provinz Asti.
Das römische „Municipium“, bekannt unter dem Namen Hasta Pompeia oder einfach Hasta, war Sitz des Herzogtums von Asti und langobardischen Herzogtums von Neustria. Einst freie Stadt im Mittelalter mit dem Recht „Münzen zu prägen“, wurde es zwischen dem XII. und XIII. Jhr. zu einem der wichtigsten Handelszentren, dessen Händler das Kommerz- und Kreditwesen in ganz Europa zur Entfaltung brachten. Weltbekannt ist Asti wegen seiner Weine, allem voran steht der Asti spumante, und jedes Jahr im September wird einer der bedeutendsten önologischen Wettbewerbe in Italien, die sog. Douja d’Or abgehalten. Berühmt ist auch der historische Palio, eine der ältesten Veranstaltungen Italiens, die im September stattfindet und in einem Wettrennen auf ungesattelt gerittenen Pferden gipfelt. An beachtlicher Relevanz hat auch in den letzten Jahren das Festival delle sagre astigiane, gewonnen – eine önogastronomische Veranstaltung, die in der vorhergehenden Woche des Palio in Asti abgehalten wird und in einem gigantischen Freiluft-Restaurant mit über 40 Pro-Loco-Ortsvereinen aus der Provinz Asti deren gastronomische Spezialitäten in Begleitung von DOCG-Weinen des Astigiano zur Verkostung bietet. Ein Reiseziel, das nunmehr tausende und abertausende Menschen aus ganz Italien jährlich anzieht.
Zwischen der Langhe und den Hügeln des Po, im Herzen des Monferrato und entlang des Flusses Tanaro gelegen, wird die Provinz Asti, übrigens die kleinste Provinz des Piemont, oft wegen ihrer geographischen Silhouette als Weintraube dargestellt, und in der Tat, sie erinnert an dieses Bild. Und gerade im Rebstock liegt die hauptsächliche Einnahmequelle des Astigiano und seine unbestrittene Präeminenz in der nationalen Önologie. Es ist ein Wechselspiel aus Weinbergen, Wiesen und Wäldern, Tälern und Hügeln, auf denen sich hier und da charakteristische Ortschaften und Burgen erheben. Die sanfte und romantische Landschaft des Monferrato und die schrofferen Ausläufer der Langhe ziehen sich weit in das Tanaro-Tal mit seinen gedeihenden Blumen- und Gemüsegärten hinab. Ein geographisches Umfeld, das die fleißige Seele und den eigensinnigen Kopf seiner Menschen aufzeigt. Mit nur einer großen Stadt (der Provinzstadt) und 120 Gemeinden, deren Hälfte nicht einmal über 500 Einwohner zählt, ist das Astigiano vielschichtig und komplex: Der Norden um Castelnuovo Don Bosco – einer Ortschaft, die Geburtsstätte des Begründers des Salesianer Ordens und anderer Seliger war – der hinsichtlich der Gewohnheiten wie Traditionen stets unter Turiner Einfluss stand; die Gegend um Villanova – ein Gebiet von beachtlicher industrieller Expansion und kompetitiver Agrarfläche; das Monferrato, das den ‚aleramischen‘ Ort Moncalvo krönt; Canelli – internationaler önologischer Pol und Königin des Asti Spumante; die Langhe mit ihren reizenden Orten Bubbio, Monastero Bormida sowie den höchsten Ausläufern San Giorgio Scarampi und Roccaverano, die zwischen Weiden und Mergelgestein bereits wie Gebirge anmuten. Und im Herzen des Territoriums – Asti mit seiner jahrtausendealten Geschichte und menschgerechten Altstadt.

DER „PALIO DI ASTI“ (PALIO VON ASTI): Der Palio, das große Siegesbanner aus Samt mit den Wahrzeichen von Asti und der Darstellung des Schutzheiligen San Secondo ist der „Traum“, dem gut einundzwanzig Konkurrenten entgegenstreben. Doch mit „Palio“ist das leidenschaftliche und beinahe feindselige Pferderennen gemeint, das im September die Gemüter der Astigiani erhitzt.
Schon im Jahre 1275 lief man das Palio in Asti anlässlich der festlichen Huldigung des Schutzpatronen.
Sieben Pferde am Startseil pro Durchlauf, neun im Finale und tausende Bewohner der einzelnen Stadtviertel, die allesamt an das Wunder des Sieges glauben. Die Freude des Gewinners ist überwältigend. Im Nu vergisst das gesamte Stadtviertel die Mühen und Strapazen eines Jahres: Die Arbeit, die das Kreieren und Schneidern der wertvollen historischen Kostüme für den Umzug mit sich bringt, die Hektik beim Organisieren der Feste und der riesigen Tafeln des versöhnenden Abendessens am Vorabend, der Eifer, Fahnen und Standarten aufzustellen. All diese Mühen werden durch ein „unglaubliches“ karmesinrotes Siegesbanner, das der Rennleiter in den Händen hält, wiedergutgemacht: der Palio… Größte Faszination übt auf den Besucher des Palio der historische Umzug aus, der mit über eintausendzweihundert Teilnehmern in mittelalterlichen Kostümen dem Rennen vorangeht.
Die Nachstellung mit historischer Genauigkeit, die Kostbarkeit der Kostüme und die Meisterhaftigkeit der Schneiderstuben des Stadtviertels in der getreuen Reproduktion der Schnitte aller Kleidungsstücke, die sie sich von altertümlichen Fresken und Gemälden abschauen, machen den Umzug zu einem wahrlich einzigartigen Spektakel.
Die lebenden Bilder der Parade stellen wahre Begebenheiten aus der Geschichte von Asti dar: So halten Adlige und das einfache Volk, Knappen und hohe Geistliche, Damen und Ritter einen Tag lang Einzug in die Stadt, um das tägliche Leben vor mehr als sieben Jahrhunderten bildreich nachzuerzählen.

DAS „FESTIVAL DELLE SAGRE“ (FESTIVAL DER KIRMESFESTE): Nichts wie der Wein steht für Asti und seine Provinz in der Welt. Um diesen universellen Botschafter die Ehrerbietung zu erweisen, wird an jedem zweiten Sonntag im September, und das bereits seit 36 Jahren, im Zeichen der Douja d’Or das Festival delle Sagre, ein großes Volksfest gefeiert, das die Bezeichnung der „getreuesten Darstellung des bäuerlichen Lebens“ fand. Über 40 Pro-Loco-Ortsvereine aus der Provinz Asti bieten ihre gastronomischen Spezialitäten zu DOC-Weinen der Region an, und serviert wird unter freiem Himmel in klassischen Osteria-Weingläsern sowie auf Papptellern und dazu gibt es biologisch abbaubares Besteck – Symbole der Vergangenheit, die zugleich auf die Zeichen der Zukunft treffen. Dieses Bild, vervollständigt durch Sonnenschirme und bunte Tischdecken, die zusammen mit den kleinen Hütten aller Pro-Loco den Platze schmücken, verleiht jenes Quäntchen an Heiterkeit und Fröhlichkeit, die das Festival delle Sagre zu einem erinnerungswürdigen Tag machen. All dies beginnt jedoch erst nach einem faszinierenden Umzug, der sich durch die Straßen der Stadt schlängelt und mehr als dreitausend Teilnehmer zählt, die in authentischen Kleidern aus vergangenen Zeiten auf von Traktoren gezogenen Karren jene alten Handwerke darstellen, die für die Werte und Traditionen auf diesem herrlichen Fleckchen Erde stehen.
Die Parade gilt als ein Muss für all diejenigen, die jedes Jahr den Genuss der einfachen Dinge aus alten Zeiten der Bauern vom Lande suchen, die jene fest mit diesen Hügeln verwurzelten Gebräuche am Leben erhalten.

DIE „DOUJA D’OR“: Das Astigiano ist einer der wenigen wahren Landstriche des Italienischen Weines. Nicht von ungefähr richtet Asti seit über dreißig Jahren die „Douja d’Or“ aus, die unter organisatorischer Leitung der Handelskammer Asti als eines der bekanntesten und akkreditierten Weinfeste der Halbinsel gilt.
„Douja“ ist der dialektale Begriff für einen alten, bauchigen Weinkrug des Piemont. Dem eben abgeleitet – „Douja d’Or“ (der Goldene Weinkrug) – einer der renommiertesten önologischen Wettbewerbe auf nationaler Ebene, der in der Stadt während des Septembermonats stattfindet.

„L’ASSEDIO DI CANELLI“ (DIE BELAGERUNG VON CANELLI): Ein historisches Fest in Gedenken an die Belagerung der Stadt Canelli durch die Truppen von Carlo Gonzaga, Herzog von Nevers, im Jahre 1613 während der Erbfolgekriege des Markgrafentums Monferrato.
Samstag, am frühen Nachmittag, der Beginn: Die Stadt wird abgeriegelt, Botteghen, Osterien öffnen Ihre Türen und über 4000 Schausteller hauchen dem Gedenkfest Leben ein.
Am Abend bieten die Osterien Speisen an, deren Zubereitung ganz genau nach alter Rezeptur erfolgt.
Am Sonntag stürmen die Belagerer die Stadt, werden jedoch von den Bürgern von Canelli zurückgeschlagen.
Daraufhin folgt die Siegesfeier mit Gesängen und Tanz.
Die Veranstaltung findet am dritten Juniwochenende in der Stadt Canelli statt.